Ein Interview zwischen Bernd-Rolf Smerdka und Jean Pierre Montange, gibt Einblick in das Projekt Cumulus Stage.

Jean Pierre Montange*: Du hast gerade bei Miles behauptet, Du hast bis Mitte Vierzig keine Musik gemacht. Hast Du ihn angekohlt? 

Smerdka: Nein.

Jean Pierre Montange: Also stand am Anfang tatsächlich nur eine geschenkte Gitarre?

Smerdka: Ja. Und ein gutes Übungsbuch. Alice schenkte mir beides. Beim Üben kamen mir Melodiesequenzen in den Sinn. Dann hörte ich auch Melodien, ohne dass ich Gitarre spielte. Irgendwann begann ich zu akzeptieren, dass sie in der Form keiner kannte. Dass dauerte ein, zwei Jahre und eine Reihe Leute mussten mir das bestätigen. 

Jean Pierre Montange: Und dann? 

Smerdka: Fehlte mir bei „Sin“, einem meiner ersten Lieder, ein Akkord. Ich hatte zwar einen, aber ich sang etwas „schräger“, mein Akkord auf der Gitarre war zu „lieb“. Abends, nach einer beruflichen Fortbildungsveranstaltung, saßen zufällig Andreas Ruhl und ich beim Bier zusammen. Ich wusste, irgendwie macht er Musik, spielt Gitarre. Ich fragte ihn also nach dem Akkord; er sagte: kein Problem, komm mal vorbei. Ich hatte damals keine Ahnung, wie gut er Musik machte, Preise gewonnen hatte, in Hamburg vor vollen Häusern in „Cavemusic“ auftrat…

Jean Pierre Montange: Und dann?

Smerdka: Ich dachte einfach, ich geh kurz vorbei und lass mir den Akkord zeigen. Stattdessen stand ich auf einmal in Andreas Studio am Mikro und er sagte: Dann sing mal dein Lied! 

Ich wollte abhauen.

Jean Pierre Montange: Bist du ?

Smerdka: Nein.

Jean Pierre Montange: Wieso nicht ?

Smerdka: Ging irgendwie nicht. Ich wollte, dass das Lied entsteht. Die Musik wollte heraus. Mir schien, dass sei ich ihr schuldig. Hört sich komisch an, ich weiß…

Jean Pierre Montange: Bei Andreas Ruhl sind also die ersten Demoaufnahmen entstanden?

Smerdka: Ja, aber ich wollte alle Instrumente durch wirkliche Musiker spielen lassen; das führte zum Schluss zu etwa zwanzig Beteiligten und es kamen mehr Songs dazu. Das sprengte dann den Rahmen. So kam ich über Kathi Thoman, die damals bei „Open Ohr“ sang und die „Rock und Pop – Schule in der Külzstraße“ besaß, wo ich Gesangs-Coaching bekam, zu Tom Finks „soundlounge | studio“.

Jean Pierre Montange: Ihr kamt klar oder hielt er dich für einen merkwürdigen Typen?

Smerdka: (Lacht) Ja, beides. 

Ich hingegen bemerkte gleich ein großes Lennon Poster an der Wand, das ich nicht  kannte. 

Tom ging alles professionell an, war ausgebildeter Keyboarder und Drumer und Stipendiat an McCartneys Liverpooler „Institute for performing arts“ gewesen. Er kann arrangieren. Ich kann ja nur beschreiben oder vorsingen, wenn ich bspw. eine Idee oder einen Sound für Bläser im Kopf habe. Tom kann es umsetzen oder auch sagen nein, für Trompeten funktioniert die Melodie so nicht. Das müssen wir abändern oder anders machen.  

Jean Pierre Montange: Dann ging´s los? Fünf Jahre lang?

Smerdka: Genau. Ich habe ja nur an den Wochenenden, Feiertagen oder Ferien Zeit. Ich wollte außerdem verschiedene Sounds und Stile haben. Deshalb gab es auch die Notwendigkeit, mit wechselnden Musiker zusammenarbeiten. Bis auf Matyas dem Sitarspieler, kamen aber alle aus Schwerin oder Umgebung. Eine wirklich tolle Erfahrung. So viel gute, sehr gute Musiker hier in Schwerin kennen zu lernen. Aber deswegen dauerte das eben alles diese fünf Jahre und knapp zwei bei Andreas.

Jean Pierre Montange: Ab wann wusstest Du, es würde eine ganze CD daraus?

Smerdka: Spät, etwa bei der Hälfte der Aufnahmen. Da habe ich mich einfach mal Nachts hingesetzt und sieben oder acht weitere Songnamen aufgeschrieben, einfach nur die Titel und ein Stichwort z.B. Klavierballade oder Bluesrocknummer. Das wird spannend habe ich mir gedacht: wenn das mal klappt und dir was Passables dazu einfällt. Aber es war auch wie die Vorfreude wie auf ein großes Abenteuer.

Jean Pierre Montange: Gab es Meilensteine?

Smerdka: Ja, „Golden sin“, das erste Lied, da habe ich viel von Aufnahmen und Möglichkeiten im Studio gelernt. „December pie“, sehr schön. Es kam fast schneller, als ich es mir merken und singen konnte, einfach so: zack,zack. „Storms“ eine große slow – hardrock –Num-mer. „Faiground“, sehr besonders und schön arrangiert. „Alice Marie – Julie“, die „Rock-oper“, da haben ca. zehn Musiker und Musikerinnen mit gemacht. Der Reggae: „Green suburban Lawn“ mit dem souligen Gesang der Backgroundsängerinnen. Und „Dalai Lama“, voll auf die zwölf geschrieben und mit einem tollen Intro von Tom.

Jean Pierre Montange: Bist Du zufrieden?

Smerdka: Ich glaube schon. Es ist ein großer Traum von mir gewesen, Musik zu komponieren und eine CD machen zu können. Ich habe das Jahrzehnte für völlig ausgeschlossen und unerreichbar gehalten. Im Jahr 2015 drei Monate auf dem  Mars zu leben, hätte ich mit sechzehn für wahrscheinlicher gehalten, im Ernst…ja, ich bin sehr zufrieden.

*Jean Pierre Montange ist hauptberuflich Akkordeonspieler und Lebenskünstler in der französischen Ferienkolonie in der Vendee in Frankreich.